Pilger- und Wallfahrten stellen in unserem Kulturbereich einen wichtigen Bestandteil der Volksfrömmigkeit dar. In einer eigenen Abteilung werden Hintergründe, Entwicklung und Fortbestehen der größten nordwestdeutschen und auch niederländische Wallfahrt anhand einer umfangreichen Bild- und Objektdokumentation dargestellt.
Dabei wird besonders die Entwicklung des Ortes Kevelaer vom mittelalterlichen Heidedorf bis zur Stadt der Marienverehrung und des Kunsthandwerks berücksichtigt.

Wallfahrtsbildchen mit Darstellung des frühesten Ortsplans von Kevelaer aus der Vogelschau.
Kolorierter Kupferstich auf Pergament Jo. van Sande, Antwerpen, 2. Hälfte 17. Jahrhundert.


Madonna, Holzplastik, 18. Jahrhundert
Darstellung der Gottesmutter von Kevelaer (Consolatrix Afflictorum,: Trösterin der Betrübten) anlässlich des 250-jährigen Wallfahrtsjubiläums 1892
Kunst und Wallfahrt im Museum
Das Niederrheinische Museum in Kevelaer hat die Neueinrichtung einer Abteilung des Dauerausstellungsbereichs „Volksfrömmigkeit und Wallfahrt“ abgeschlossen. Damit werden zwei bereits bestehende Abteilungen zur Geschichte der Wallfahrt bzw. zu liturgischem und volksreligiösem Sachgut durch ein neues Konzept und hochrangige Exponate ergänzt. Die neue Abteilung verbindet in einem Spannungsbogen Tradition mit kulturellem Wandel, historische Frömmigkeitsformen mit künstlerischen Umsetzungen einer literarischen Vorlage. „Kultureller Wandel“ ist ein Zentralbegriff der Kulturanthropologie. Auch die Tradition unterliegt letztlich diesem Wandel. Ich gebe ein Beispiel: die Andachtsbilder der Ostkirche, die Ikonen, können trotz traditioneller akribischer Herstellungspraxis durch Stilmerkmale ihrer Entstehungszeit chronologisch eingeordnet werden.
Die umfangreiche Rosenkranzsammlung des Weihbischofs Heinrich Janssen, die dem Museumsförderverein als hochherzige Schenkung zufiel, wird in dieser neuen Abteilung schwerpunktmäßig und dauerhaft der breiten Öffentlichkeit zugänglich. Sie vermittelt mit beeindruckenden und wertvollen Ausstellungsgegenständen die Geschichte von Gebet und Gerät und setzt darüber hinaus folgende Schwerpunkte: Typen und Betweisen, Papstgeschenke, Rosenkränze aus aller Welt, aus Wallfahrtsorten und als Hinweise besonderer Ereignisse, Zehner-Rosenkränze, Rosenkränze unterschiedlichster Materialien, Finger- und Ringrosenkränze, Armreifenrosenkränze, Miniaturrosenkränze und die Evangelische Perlenschnur des schwedischen Bischofs Martin Lönnebo. Überleitend durch einen Verkaufsstand, der den Buden nachempfunden wurde, die noch bis zum II. Weltkrieg auf dem Kapellenplatz standen, wird die künstlerische Umsetzung des Heine Gedichts „Die Wallfahrt nach Kevlaar“ (1822) als zweiter thematischer Schwerpunkt des Dauerausstellungsbereichs vorgestellt.

Martin Lersch – Illustrationen
Der Künstler Martin Lersch ist ein begnadeter Zeichner und Illustrator, der mit wenigen Pinselstrichen das Wesentliche eines Sujets darstellt. Er ähnelt diesbezüglich dem Künstler Max Schwimmer, der ebenso locker und souverän seine Motive ins Bild setzte. Martin Lersch, der 1954 in Mönchengladbach geboren wurde, verbrachte nach einem Studium im Fachbereich Design der FH Niederrhein (Krefeld) und einem Illustrationsstudium an der Folkwangschule Essen lange Jahre seines Lebens im französischen La Fleche, bevor er wieder an den Niederrhein zurückkehrte.
Das Niederrheinische Museum in Kevelaer zeigt auch in der erweiterten Wallfahrtsabteilung Illustrationen des Heine Gedichtes „Die Wallfahrt nach Kevlaar“

